Verwirrung und Täuschung in Zeiten der Überinformation
(Übersetzung meines Amerikanischen Originalartikels) Was in jedem Krieg gilt, ist heute noch viel mehr der Kern der laufenden „Info-Kriege“: Krieg ist meist das, was wir im Deutschen „Tarnen und Täuschen“ nennen. Das eine Gebiet, mit dem ich mich nach 30 Jahren Beschäftigung mit dem Thema recht gut auskenne, ist die Klimawandel-Leugnerszene. Dort verbarg und verbirgt sich hinter jeder Schicht eine neue Schicht aus Lügen und Manipulationen, immer neu arrangiert, neue Spieler, die hinzukommen, neue Kanäle der gefälschten Nachrichten und der Finanzierung, und nichts war, was es schien, nichts ist, wie es scheint.
Meine begrenzte Erfahrung im Bereich der Nachrichtendienste deutet stark darauf hin, dass dies dort alles noch um mehrere Größenordnungen schlimmer ist. „Tarnen und Täuschen“ ist alles, was diese Multi-Milliarden-Organisationen tun, und „Intelligenz-Sammeln“ (Intelligence gathering) scheint weitgehend der Versuch zu sein, den Rauch der selbst geschaffenen Nebelkerzen zu durchblicken.
In der Welt von Cyber Security – oder besser gesagt, von Cyber-Intelligence – ist es unendlich einfach geworden, mit minimalem Aufwand 100% überzeugende False-Flag-Operationen zu kreieren – zumindest für diejenigen, die über das nötige Know-How verfügen. Wir sehen also einen undurchdringlichen Eintopf aus Akteuren mit einer Fülle unterschiedlicher Ziele und Absichten, die sich in dieser virtuellen Arena tummeln und bekämpfen. Von politischen Parteien über Konzerne bis hin zu den zahlreichen Agenturen, Regierungen, NGOs, haktivistischen Organisationen, Blackhat und Whitehat Hacker, reichen Einzelpersonen und „Guns for Hire“, wie z.B. Cambridge Analytica und andere. Also – wie kann man noch wissen, was wahr ist? Wir haben mehr Informationen zur Hand, als je zuvor in der Geschichte, und es war nie schwieriger, Fakten von Fiktion, Wahrheit von Täuschung zu trennen. Waren es die Russen? War es jemand, der es nur so aussehen ließ, als wären es die Russen gewesen? Ist Assange einer der Guten? Ist Wikileaks selbst möglicherweise eine Operation unter falscher Flagge, und Assange steckt in Wirklichkeit mit den neokonservativen, neoliberalen Ultranationalisten in Europa und den USA unter einer Decke? Selbst das scheint eine Möglichkeit zu sein. (Siehe z.B. folgenden verstörenden Artikel im „Guardian“: Trump, Assange, Bannon, Farage… bound together in an unholy alliance )
Die Schlussfolgerung könnte der Rat des guten alten Buddha aus dem Kalama Sutta sein: Glaube nichts… Ich schlage zumindest vor: Solange wir keine verlässlichen und überprüfbaren Informationen haben, können wir keine informierten Entscheidungen treffen, und nicht zu wissen, was das Richtige ist, kann das Falsche nicht rechtfertigen. Vielleicht bleibt uns am Ende nur der Blick auf den moralischen Kompass – womöglich ist das aus der Mode gekommene Konzept der Weisheit zudem auch etwas Wert, wenn es an Information mangelt?